Unser Bild vom Kind und professionelles Selbstverständnis
Unser Bild vom Kind sieht jedes Kind so, wie es ist, und erkennt das, was ist, an. Für uns ist jedes Kind mit allen erforderlichen Grundbegabungen, die es für sein Leben braucht, ausgestattet. Dazu gehören: Liebe, Zuneigung, Offenheit, Entdeckerfreude, Kreativität, Gestaltungslust, Vertrauen, Zuversicht, Beharrlichkeit, Eigensinn, Achtsamkeit und Mitgefühl. Bereits im Mutterleib haben Kinder alle Grundlagen erworben, um nach der Geburt alles erlernen zu können, was sie im Leben brauchen und um in der Gemeinschaft zu Recht zu kommen. (Vgl. Hüther/ Hauser 2012: Jedes Kind ist hochbegabt)
Die Kinder in ihrer Entwicklung als einfühlsame Begleiter und bildungswirksame Vorbilder zu unterstützen, ist unser professionelles Verständnis. Als pädagogische Fachkräfte treten wir beratend und anregend auf. Wir unterstützen Kinder dabei, selbstwirksam zu sein, ihre Neugier und Entdeckerfreude zu erhalten und auch mit Veränderungen und Konflikten umzugehen. Wir geben ein Geländer aus Freiräumen und Grenzen, Regeln und Pflichten. Diese bieten den Kindern Orientierung und Halt, damit sie sich wohl und sicher fühlen.
Uns ist es wichtig, dass sich die Kinder bei uns angenommen und geborgen fühlen, denn nur so können wir jedem Kind die Chance eröffnen, sich zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu entwickeln. Unser pädagogisches Handeln ist deshalb davon geprägt, die Kinder in einer gesunden Ich-, Sozial- und Sachkompetenz zu stärken.
Wir sehen Kinder nicht nur als autonome Individuen, sondern auch eingebunden in die gesamten Kindergruppe ? individuelle Entfaltung und verlässliche Zugehörigkeit sind wichtige Grundbedürfnisse eines jeden Menschen. Wir achten darauf, dass die Kinder Teilhabe und Teilsein in der Kindergemeinschaft erleben und in aktive Interaktionen mit ihren Mitmenschen gelangen.
Jedes Kind besitzt das Potential, sich zu bilden und hat dabei seine eigene Entwicklungs- und Lerngeschwindigkeit und eine eigene Lernstrategie. Lernen wird durch eigenes Erleben und den damit verbundenen Erfahrungen möglich, somit sind Erlebnisse und nicht Ergebnisse Hauptbestandteil unserer Arbeit. Das Wohl des Kindes steht bei den kindlichen Bildungsprozessen in unserem Fokus. Jedes Kind hat seine Vorlieben und Neigungen. Wir setzen bei den Stärken des Kindes an. Das heißt für uns auch, jedem Kind die Zeit und den Raum zu geben, den es für seine Entwicklung und seine Lernschritte braucht. Manchmal heißt das für uns auch ?Entschleunigen?, damit das Kind Schritt für Schritt seiner Entwicklung erleben kann.
Dem Kind und seiner Familie stehen wir zur Seite und verstehen uns ergänzend zur Bildung und Erziehung in der Familie. Wir sehen die Eltern als Partner, beziehen sie aktiv in die Erziehungsarbeit ein und unterstützen sie in ihrer Erziehungsverantwortung. Gemeinsam wollen wir dazu beitragen, dass die Kinder ihre geistigen, seelischen und körperlichen Potentiale ausschöpfen und ihre Fähigkeiten entwickeln können.
Um also Lern- und Lebenskompetenz und vor allem Lebensfreude zu entfalten sowie zu fördern, sehen wir das Kind in seiner Ganzheitlichkeit sowie im gesamten Wirkungs-zusammenhang von ausgeglichener körperlicher, geistiger und seelischer Entwicklung im Bezug zum gegebenen familiären und sozialen Umfeld. Dabei umfasst die Ganzheitlichkeit das Erleben und Begreifen mit allen Sinnen und in allen Entwicklungs- und Lebensbereichen.
Selbstbildung und Ko-Konstruktion sind dabei maßgebend. Das freie Spiel, die Hauptaneignungstätigkeit des Kindes (vgl. Sächsischer Bildungsplan) ist dabei die effektivste Lernmöglichkeit. Im Spiel können Kinder im geschützten Rahmen selbstständig und frei, ihre Umwelt entdecken und erproben. Dabei sammeln sie ganz nebenbei alle wesentlichen Erfahrungen, die sie für das Leben brauchen.
Die Natur bietet sich dabei als idealer Lehrmeister und Erfahrungsraum an. Denn die Kinder entwickeln spielerisch einen sorgsamen und ressourcenorientierten Umgang mit der Natur und können diese erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten auf alle anderen Lebensbereiche übertragen.
Durch das bewusste Erleben der Natur (u. a. bei unseren Waldtagen) wollen wir den Kindern ermöglichen, mit der Natur und ihrer Umwelt aufzuwachsen und den natürlichen Kreislauf des Lebens zu entdecken. Dabei bieten sich vielfältige Lernangebote die sich in allen Bildungsbereichen des Sächsischen Bildungsplans spiegeln:
Somatische Bildung | - Förderung der Motorik durch vielfältige Bewegungs-möglichkeiten und Erfahren körperlicher Grenzen - Stärkung des Immunsystems und Gesundheitsbewusstsein |
Soziale Bildung | - Wertschätzung der Natur, Umwelt und des Lebens überhaupt - Erfahren von Stille, emotionale Bindung zu Orten und Erlebnissen - Förderung des Durchhaltevermögens und der Anstrengungsbereitschaft, sich als Teil einer Gruppe/ eines Ganzen zu erleben, Regeln zu erfassen und zu respektieren und Selbst- und Fremdachtung zu erfahren |
Kommunikative Bildung | - Förderung von Sprache, Zuhören und nonverbalen Kommunikation, - natürliche Spielmaterialien als Medien |
Ästhetische Bildung | - Förderung aller Sinneswahrnehmungen, - Erleben des jahreszeitlichen Rhythmus und den wunderbaren Naturerscheinungen (das Laub färbt sich bunt, die Farben des Regenbogens?), - Förderung der Kreativität (bildnerisches Gestalten mit Naturmaterial) |
Naturwissenschaftliche Bildung | - Entdecken und Begreifen von Umwelt, - Erleben von Pflanzen und Tieren in ihren natürlichen Lebensräumen, - Experimente |
Mathematische Bildung | - Erfahren von Regelmäßigkeiten, - Ordnen, Messen, Wiegen, Vergleichen - Vorstellungen über Geometrie und Zahlen entwickeln |
Die Bildungsbereiche finden sich im gesamten pädagogischen Alltag wieder. Sie sind gleichrangig zu betrachten, überschneiden sich und wirken zusammenhängend.
So wird beim gemeinsamen fröhlichen Singen (soziale Bildung) des Liedes ?Schmetterling komm flieg geschwind? (ästhetische Bildung) spielerisch ein neuer Text (kommunikative Bildung) gelernt, der über drei Strophen (mathematische Bildung) geht und neben Spaß beim Klatschen (somatische Bildung), erfahren wir ganz nebenbei interessante Dinge über den Schmetterling (naturwissenschaftliche Bildung).
Unser Kinderkrippenbereich verfügt über bis zu 20 Plätze für Kinder unter drei Jahren. Davon können bis zu 12 Kinder ab vollendetem 1. Lebensjahr in unserer Krippengruppe ?Die Waldentdecker? betreut werden. Je nach Kapazitätsauslastung stehen bis zu 10 weitere Plätze in den Kindergartengruppen zur Verfügung.
Unsere Krippengruppe verfügt über einen separaten Bereich mit Garderobe, Sanitär-, Schlaf- und Gruppenraum. Der Gruppenraum ist in Ruhe-, Spiel- und Essbereich gegliedert und bietet Anreize für Anspannung und Entspannung. Das Spielzeug besteht aus naturnahen Materialien. Ein Spiegel fördert die Entdeckerfreude an der körperlichen Entwicklung, am Erkennen und Wiedererkennen und am Aufbau eines Ich-Bildes.
Um den Jüngsten in dieser wertvollen und eigenständigen Lebensphase gerecht zu werden, steht für uns im Vordergrund, dass sich die Kinder wohl und sicher fühlen. Soziale Bindung und Beziehungen entwickeln ist eine wichtige Bildungsaufgabe für Kinder im Alter von 1-2 Jahren. Darüber hinaus sind sie mit den Entwicklungsaufgaben sinnliche Wahrnehmung, Motorik und Bewegung sowie Sprachentwicklung beschäftigt. Darauf bauen wir in unserer Raumgestaltung auf, bieten sinnanregende Materialien zum Fühlen, Tasten, Schmecken oder Sehen, Platz für Bewegung und begleiten unser Handeln sprachlich.
Die Wahrnehmung mit allen Sinnen ermöglicht den Kindern, so viel wie möglich von ihrer Welt zu begreifen. Ist dieses Fundament grundsätzlich und fest gebaut, ist das die beste Voraussetzung für alles weitere, lebenslange Lernen.
Für die 2-3jährigen Kinder in unserer Gruppe ?Kleine Waldentdecker? kommen weitere Entwicklungsschritte dazu, die wir unterstützen und anregen:
Ich-Konzept und Selbständigkeit (selbstständiges Essen und Esskultur, An- und Ausziehen, Entwicklung von Selbstkontrolle und Emotionen)
Hygienegewohnheiten und Sauberkeitsentwicklung
Das Miteinander kennenlernen, sich helfen und trösten
Das Sprachverstehen und den Ausdruck eigener Wünsche und Beobachtungen ? erste Sätze und Kausalzusammenhänge ausdrücken
Differenzierte Bewegungsabläufe ? Laufen, Krabbeln, Hüpfen, Rennen, Schaukeln, Tragen
Entwicklung von Fantasie und Spiel
Diese wichtigen Entwicklungsprozesse halten wir fest und dokumentieren sie für jedes Kind in seiner Entwicklungsmappe. Diese begleitet das Kind bis in Kindergarten.
In unserem Kindergartenbereich betreuen wir die Kinder in 3 Gruppen: Bei den Waldkindern betreuen wir Kinder im Alter von 2-3 Jahren, bei den ?Kleinen Waldfreunden? sind 3-5jährige Kinder und die ?Großen Waldfreunde? sind die Kinder im vorletzten und letzten Kindergartenjahr.
Die Besonderheit dieser sehr kleineren Altersmischung ist, dass wir auf die Entwicklungsbedürfnisse der Kinder in der jeweiligen Altersstufe gezielt eingehen können. Damit jüngere aber auch ältere Kindern kontinuierlich voneinander lernen, sind uns die gemeinsamen Spielzeiten sowie Projekte drinnen und draußen wichtig. Die jüngeren Kinder orientieren sich an dem Vorleben der älteren Kinder und entwickeln dadurch ihr Können weiter. Die älteren Kinder erwerben durch die Weiter- und Wiedergabe ihres Wissens und Könnens Sicherheit in ihren Kompetenzen und Fertigkeiten.
Besonders wichtig bei allen Aktivitäten im Tag ist uns das rücksichtsvolle Miteinander und die sozialen Kompetenzen der Kinder.
Unser Hort steht Kindern von der ersten bis zur vierten Klasse nach dem Unterricht und in den Ferien zur Verfügung.
Mit der Grundschule Naundorf arbeiten wir eng im Hortalltag zusammen. Wir nutzen die Räume gemeinsam mit der Schule. So sind die Klassenräume mit einem Bereich für den Hort eingerichtet.
Pädagogisch arbeiten wir im Hort gruppenübergreifend. Das bedeutet, die Räume und Angebote stehen für alle Kinder zur Verfügung. Um den Kindern Orientierung und Sicherheit zu geben, hat jede Klasse einen Bezugsraum und eine Bezugserzieherin. Diese ist für die Kinder, Eltern und Lehrerin der Klasse erste Ansprechpartnerin.
In unserer pädagogischen Arbeit im Hort legen wir Wert darauf, dass sich die Kinder in ihren sozialen und emotionalen Fähigkeiten und Fertigkeiten förderlich weiterentwickeln. Hortkinder wollen selbständig sein (z. B. bei kleinen Wegen) und Verantwortung für sich und die Gruppe übernehmen. Die Materialien (zum Spielen, Basteln, Bauen etc.) in den Räumen stehen den Kindern frei zur Verfügung. Die Erzieherinnen begleiten das Tätigsein der Hortkinder mit ihren Ideen. Uns ist dabei wichtig, dass die Kinder freiwillig nutzen können, was ihren Interessen und Bedürfnissen entspricht. Denn Kinder brauchen Anregung und Unterstützung, aber sie müssen sich auch selbstständig und eigenverantwortlich ausprobieren können.
Unsere Bildungsangebote verfügen über eine Projektstruktur nach Jahreszeiten. Sie stehen außerdem in Bezug zu den Ganztagesangeboten. Z. B. gehört zu unserem Angebot ?Kinder in Bewegung? unser wöchentlicher Projekttag. An diesem gibt es über mehrere Wochen hinweg ein Thema, an dem die Kinder in altersgemischten Gruppen ihre Fertigkeiten erproben und jede Menge über die Natur und ihre Umwelt erfahren können.
Wir bieten im Hort auch Zeit an für die Erledigung der Hausaufgaben in den Hauptfächern Mathematik und Deutsch. Während wir die Hausaufgabenzeit in der 1. Klasse noch sehr intensiv begleiten, legen wir Wert darauf, dass die Kinder mit zunehmenden Alter darin selbständiger und selbstverantwortlicher werden. Wir kontrollieren die Richtigkeit der Hausaufgaben nicht, das ist Aufgaben der Lehrerinnen. Insgesamt bleiben die Eltern in der Hauptverantwortung bei der Hausaufgabenerledigung.