Kinderarche Sachsen e.V.
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der freien Jugendhilfe
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Eine merkwürdige Ruhe herrscht in der Wohngruppe der unbegleiteten Flüchtlinge in Reichenbach. Es ist 17 Uhr und normalerweise werden zu dieser Zeit Musik gehört, Fußball gespielt oder Erledigungen getätigt. Aber heute sieht man niemanden der neun Jungs. Es ist Ramadan.
Nach Sonnenaufgang und vor Sonnenuntergang dürfen gläubige Muslime nichts essen und nichts trinken. Auch waschen dürfen sie sich nur in Ausnahmefällen. Das bedeutet, erst gegen Abend werden einige langsam munter. Wer Durst bekommt, hat es besonders schwer. Deshalb wird die meiste Zeit geschlafen.
Noch bis zum 24. Juni dauert die Fastenzeit des Islam. In Deutschland ist sie besonders schwer. Denn die Tage dauern lang und die Sonne geht erst gegen 21.30 Uhr unter. Das ist in den Heimatländern etwas anders. Mansur, ein 18-jähriger Afghane, sagt: ?Ich mache schon seit fünf Jahren Ramadan, weil Allah das uns so sagt. Es ist manchmal schwer, aber ich halte durch.?
Zwei der Jungs passen sich zwar dem Tagesablauf an, aber fasten nicht mit. Natürlich müssen die Bewohner der Gruppe selbst kochen. Mit Unterstützung der Betreuer gibt es wie an jedem Abend eine warme Mahlzeit. Im Ramadan ist Reis sehr beliebt, denn der sättigt länger. Auch Kartoffeln mit Tomaten, Pommes frites oder einfach Fladenbrot stehen auf der Speisekarte. Beim türkischen Lebensmittelhändler am Markt finden wir afghanischen Reis, Datteln und Feigen.
Bis gegen 2.30 Uhr früh können dann alle essen und trinken, was sie möchten. Leider kann man nachts nicht mehr Fußball spielen, sonst wäre auch das eine willkommene Abwechslung im tristen Alltag im Ramadan. Natürlich ist die Nacht dann kurz und die ersten beiden Schüler müssen um 6 Uhr wieder aufstehen. Doch sie halten eisern durch und holen ihren Schlaf dann am Nachmittag nach.
Am Ende steht das große Fest des Fastenbrechens. Vergleichbar mit unserem Weihnachten. Es gilt als der zweithöchste islamische Feiertag. Hier wird aufgetafelt und mit allerlei Speisen das Ende des Fastens gefeiert. Wie viele von den Jungs bis zum Ende durchhalten, ist noch offen. Aber klar ist, dass erst dann wieder ein ?normaler? Tagesablauf möglich ist.