Kinderarche Sachsen e.V.
Anerkannter Träger
der freien Jugendhilfe
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An einem Montag Mitte Dezember traf uns die Schreckensnachricht hart: Zwei Jugendliche aus unserer Wohngruppe in Radebeul-Naundorf müssen wegen eines positiven Schnelltestes von der Schule abgeholt werden. Beide isolierten sich in ihren Zimmern und warteten auf den Termin für einen PCR-Test. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht über die zwei Verdachtsfälle, nach und nach trafen alle Jugendlichen in der WG ein.
Was nun? Wer muss in Quarantäne? Darf irgendjemand am Wochenende nach Hause? Was ist mit Weihnachten? Und was passiert, wenn ich einfach abhaue? Für uns als Erwachsene galt es nun, Ruhe zu bewahren. Gemeinsam mit Einrichtungsleiter Samuel Schüßler schmiedeten wir den Plan und klärten alle Fragen. Dann glätteten sich die Wogen. Die zwei Isolierten blieben so viel wie möglich im eigenen Zimmer ? leider bestätigte der PCR-Test das positive Ergebnis.
Damit musste die komplette Gruppe in Quarantäne gehen, denn alle Jugendlichen galten als Kontaktpersonen. Und dann, tja, dann hieß es durchhalten. Die beiden infizierten Jugendlichen mussten auf ihrem Zimmer bleiben, die anderen sechs Jugendlichen durften die Wohngruppe nicht verlassen.
Was tut man so mit sich allein? Wie kann die Gruppe helfen? Was tun gegen Einsamkeit? Alle gemeinsam überstanden wir eine harte Zeit. Am Abend des 21. Dezember endete immerhin die Quarantäne für die gesamte Gruppe, sechs Jugendliche konnten sich freitesten lassen.
Die zwei positiven Jugendlichen mussten jedoch selbst zu den Feiertagen in Quarantäne bleiben, obwohl die Beurlaubung nach Hause längst geplant war. Um trotzdem etwas Weihnachtsstimmung zu erzeugen, gab es für jeden einen eigenen kleinen Weihnachtsbaum im Topf. Geschmückt haben den die anderen Jugendlichen zur Gruppenfeier. Außerdem gab es in diesem Jahr gut durchdachte Geschenke zur Beschäftigung im Zimmer.
Da Not bekanntlich erfinderisch macht, haben wir einige Möglichkeiten gefunden, um Kontakt zueinander zu haben. Beispielsweise konnten wir regelmäßig zu zwei oder zu dritt mit sehr sehr viel Abstand ums Haus spazieren. Bewegung war nur auf dem eigenen Gelände möglich, also 30 Minuten Spaziergang ums Haus, das Trampolin und die Wäschestangen. Die Mitbewohner reckten dabei gern ihre Köpfe für ein Pläuschchen aus dem Fenster.
Gemeinsame Mahlzeiten in dieser Situation undenkbar, also gab es Essen aufs Zimmer (was sonst streng verboten ist). Die Absprachen dazu wurden auch manchmal telefonisch getroffen und jeder fungierte einmal als maskierter Lieferant. Wir ließen uns nicht den Mut nehmen und haben diese verrückte Zeit gemeinsam überstanden, dennoch freuen wir uns jetzt auch auf ein wenig Normalität.
Am schwersten war die Zeit der Quarantäne für die zwei Betroffenen, denn sie mussten sich bis zum 27. Dezember isolieren. Abgesehen von den körperlichen Symptomen haben sie sich oft einsam gefühlt und gelangweilt. Auch die Sorge, dass sich jemand bei ihnen ansteckt, war immer da. Sie genossen jedoch auch die Vorteile: zum Beispiel Laptop im Zimmer und allein im Zimmer zu essen (auch heimlich im Bett).
Jetzt freuen sie sich aber riesig auf Silvester außerhalb der WG und im neuen Jahr auch wieder ein gemeinsames Frühstück mit der ganzen Gruppe. Manchmal sind es die kleinen Dinge?