Kinderarche Sachsen e.V.

Anerkannter Träger
der freien Jugendhilfe
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Diakonischen Werk Sachsen

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Kinderarche öffnet Türen für ein Leben in Deutschland

14. März 2017

Um fünf Uhr früh stehen sie auf, duschen, frühstücken und gehen dann in die Schule. Die einen gehen in DaZ-Klassen (=Deutsch als Zweitsprache), andere gehen schon in Integrationsklassen, um dort einen Schulabschluss zu machen. Nach sechs bis sieben Unterrichtsstunden kommen sie wieder. Bei einigen der jungen Flüchtlinge beträgt der Schulweg fast zwei Stunden. Aber das nehmen sie in Kauf, um Deutsch zu lernen. Die Sprache des Landes, in dem sie sich Sicherheit erhoffen. Sie wünschen sich Sicherheit, einen Neustart und eine gute Zukunft. Dabei pflegen sie ? so gut es geht ? den Kontakt zu den Daheimgebliebenen. Das Heimweh und die Sorgen um die so ferne Familie sind groß.

Viele der jungen Flüchtlinge träumen von Berufen wie Pilot, Mechaniker und Krankenpfleger. Etwas Erfahrung bringen sie oft schon mit. Aber was fehlt, ist noch die Sprache und der Einblick in das deutsche Bildungssystem. Doch sie bleiben dran, können es nach ihrer Ankunft kaum erwarten und oft fragen sie beim ersten Gespräch mit dem Dolmetscher ?Wann kann ich in die Schule gehen??

Über 50 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge nahm die Inobhutnahme Lichtenberg des Kinderarche Sachsen e.V. im vergangenen Jahr auf. Die Jugendlichen kamen insgesamt aus über zehn verschiedenen Ländern. Sie flohen vor Krieg, Verfolgung und Armut, um hier ein neues Leben zu beginnen.

Für die Mitarbeiter der Inobhutnahme bedeutete dies täglich neue Herausforderungen, die so noch niemand in seiner beruflichen Laufbahn, der Ausbildung oder dem Studium erlebt oder gelernt hat. Die unterschiedlichen Schicksale der Jugendlichen fordern viel Einfühlungsvermögen, Verständnis und manchmal auch psychologische Betreuung ? das alles mit Kommunikationsschwierigkeiten. Doch wenn beide Parteien kooperieren, geht mit Händen und Füßen und vor allem auch Geduld vieles!

Die ErzieherInnen der Einrichtung betreuen die Jugendlichen rund um die Uhr. Die jungen Menschen werden in Schulen angemeldet, besuchen Ärzte, haben Termine beim Jugendamt und beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, bekommen per Gerichtsbeschluss Vormünder zugeteilt usw. In einem Jahr entstanden viele Kontakte zu Kooperationspartnern, die nun gepflegt werden und ein hilfreicher Bestandteil der Arbeit mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen sind.

Doch wie geht es weiter für die Jugendlichen, die in der Inobhutnahme untergebracht sind, und wo waren sie vorher? Wenn die sogenannten unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge (umF) in Deutschland ankommen, gehen sie ins Clearingverfahren. Ihr Fluchtweg, der Fluchtgrund und das Leben in der Heimat werden protokolliert. Die Minderjährigkeit wird festgestellt und sie werden deutschlandweit auf die Bundesländer verteilt. Einige von ihnen kamen dadurch nach Mittelsachsen, Lichtenberg im Erzgebirge. Hier können sie ankommen, erste Einblicke in deutsche Gepflogenheiten und Systeme bekommen und erhalten Struktur und Alltag. Dabei ist ihnen von Anfang an bewusst, dass sie hier nicht bleiben. Nach wenigen Wochen bis circa drei Monaten geht es für sie weiter zu Pflegefamilien, Wohngruppen oder in ein Trainingswohnen.

Doch der eigentliche Start für ein Leben in Deutschland beginnt für diese Jungen bei der Kinderarche Sachsen. Die sechs Mitarbeiter sind sich der Verantwortung bewusst, lassen den Jugendlichen Zeit und begleiten sie bei den ersten Wegen. Das haben die ErzieherInnen nun ein Jahr lang erfolgreich geleistet. Jeder einzelne hat in jedem Dienst seine Erlebnisse gemacht und dazugelernt. Motiviert durch diese Erfahrungen sehen sie in die Zukunft und öffnen den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen weiterhin ihre Türen.