Kinderarche Sachsen e.V.
Anerkannter Träger
der freien Jugendhilfe
Mitglied im
Diakonischen Werk Sachsen
Geschäftssitz:
Augustusweg 62
01445 Radebeul
Telefon 0351/837230
info(at)kinderarche-sachsen.de
Was macht dich so richtig wütend? Was treibt dich zur Weißglut? Was ärgert dich gewaltig? Maik Eberhart rückt den Jugendlichen bis auf ein paar wenige Zentimeter "auf die Pelle", während er ihnen diese Fragen stellt. Er will sie packen, greifen und nicht mehr loslassen. Denn das Thema Wut und Gewalt spielt auch in der Wohngruppe Radebeul-Naundorf immer wieder eine Rolle. Die Jugendlichen hatten sich deshalb im vergangenen Jahr selbst ein Anti-Aggressions-Training gewünscht - am Dienstag war Konflikttrainer Maik Eberhart vom Verein für Aktivität und Prävention nun zum fünften und letzten Mal in der Wohngruppe.
Immer wieder fordert er die neun Jugendlichen auf und heraus. "Gewalt ist für mich" beginnt er einen Satz und lässt der Reihe nach die 14- bis 17-Jährigen den Satz vollenden. "Unwichtig", sagt da Basti zum Beispiel und gibt den Ball an seinen Nachbarn weiter. "Die zweite Lösung", sagt Richard, "ein Schlag ins Gesicht" Doreen. Als David eine Weile überlegen muss, beginnen die anderen zu lachen. Und dann sagt David: "wenn man erniedrigt wird."
Gewiss, die Stimmung in dem kleinen Essraum der Wohngruppe Naundorf ist angespannt, und die Jugendlichen lassen keine Gelegenheit aus, sich über das Konflikttraining in den Ferien laut zu beschweren. Dennoch ist Trainer Maik Eberhart zuversichtlich. "Ich war nun schon vier Mal in der Wohngruppe und beobachte immer wieder, dass alles, was ich den Jugendlichen vermittle, hängen bleibt; sie wissen noch alles, was ich ihnen erzählt habe." Das zeigt ihm, dass seine Botschaften bei den jungen Menschen ankommen. "Was sie dann für sich und ihr Leben umsetzen, das ist ihre eigene Entscheidung", so Eberhart.
Und auch Erzieher Denny Wündsch hat beobachtet, dass direkte körperliche Gewalt in der Wohngruppe nicht mehr die Rolle spielt wie noch vor einem Jahr. "Alles, was wir tun können, ist doch sowieso, den Jugendlichen ihren Werkzeugkoffer zu füllen", glaubt er. "Wir geben ihnen Instrumente an die Hand, ihr Leben gut und gewaltfrei zu gestalten. Welche sie davon dann nutzen, das ist ihre Entscheidung."
Bevor sich der Trainer nach dreieinhalb Stunden von den sieben Jungen und zwei Mädchen verabschiedet, fordert er sie auf, sich zu sagen, was sie an ihrem Gegenüber schätzen. "Du kannst auch nett sein", sagt ein Mädchen. Und ein anderer: "Ich schätze an dir, dass du so ehrlich bist." Diese positiven Botschaften stehen im Zentrum der Arbeit von Maik Eberhart. "Ich möchte den jungen Menschen ihre Stärken bewusst machen", sagt er, "und ihnen zeigen, dass sie allein dafür verantwortlich sind, welches Gleis durchs Leben sie wählen." Eine Fortsetzung des Trainings, das bisher fast komplett über Spenden finanziert wurde, hält Eberhart für sehr sinnvoll. Und auch Einrichtungsleiterin Gabriele Glenk würde sich wünschen, dass dieses wichtige Programm weiter läuft. "Ich beobachte, dass es gut und wichtig für die Jugendlichen ist", sagt sie, "und deshalb wäre es schön, wenn wir weiter damit arbeiten könnten."
An dieser Stelle ein herzlicher Dank an die Spender, die das Training bisher ermöglicht haben: Stadtwerke Elbtal GbmH, Solaco Verwaltungs-GmbH und T&T Solar. Vielen Dank!