Kinderarche Sachsen e.V.
Anerkannter Träger
der freien Jugendhilfe
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Als sich im Oktober 2019 etwa 60 Fachkräfte aus der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe zum letzten pädagogischen Tag unter dem Motto ?Digitalisierung? trafen, konnte keiner ahnen, wie schnell uns das Thema in der Praxis überholen würde. Nur ein paar Monate später gehörten Videokonferenzen und digitales Lernen in den Wohngruppen zum Alltag. Sozusagen über Nacht wurden die Erzieher zu IT-Experten, und ein Leben ohne digitale Medien ist heute nicht mehr vorstellbar.
An diese Erfahrung knüpfte der 28. Pädagogische Tag am 5. Oktober an, der nach zweijähriger Pause das Thema ?Medien und Medienpädagogik im pädagogischen Alltag der Kinder- und Jugendhilfe? zum Schwerpunkt hatte. In seiner Begrüßung dankte Kinderarche-Vorstand Matthias Lang herzlich allen Mitarbeitenden dafür, was sie jeden Tag für Kinder, Jugendliche und Familien leisten. Mit Blick auf das neue Kinder- und Jugendstärkungsgesetz führte er aus, dass wir in der Kinder- und Jugendhilfe künftig noch viel stärker mit Konzepten belegen müssen, wie wir junge Menschen schützen. Dazu gehört auch ein medienpädagogisches Konzept, welches einerseits die Medienkompetenz und die Beteiligung der jungen Menschen fördern, sie andererseits aber auch vor entwicklungsgefährdenden Einflüssen schützen soll.
Den Spagat zwischen Förderung und Schutz beleuchtete in ihrem kurzen Impuls auch Fachbereichsleiterin Susan Gebhardt. Mit dem Fachstandard ?Umgang mit Medien? gibt es in der Kinderarche Sachsen bereits eine gute Orientierung, wie wir mit Kindern und Jugendlichen wertschätzend in den Dialog gehen, um sie fit für den Umgang mit digitalen Medien zu machen. Warum dies nötig ist, das veranschaulichte der Pädagoge und Mediator Christian Grüner in zwei Referaten sehr deutlich. 91 Prozent der 12- bis 13-Jährigen haben ein eigenes Smartphone, und sie verbringen im Schnitt 260 Minuten pro Tag im Internet. Es sei jedoch ein Irrglaube, dass die jungen ?digital natives? deshalb den Umgang mit Medien allein und ohne Begleitung gut hinbekommen, so Grüner.
Anleitung und Unterstützung brauchen junge Menschen in den Bereichen Medienwissen (wie sind Medien aufgebaut), Medienbewertung (wie sind Medien und die Vorgänge darin zu bewerten) und Medienhandeln (wie setze ich selbst aktiv Medien ein). Wenn Pädagogen echtes Interesse zeigen und versuchen, die Faszination zu verstehen, die junge Menschen in den digitalen Medien sehen, können sie ins Gespräch gehen, Reflexion anregen, Handlungsalternativen anbieten.
Wie genau das im Alltag funktionieren kann, das haben die Teilnehmer des pädagogischen Tages in verschiedenen Kleingruppen diskutiert und festgehalten. Denn neben der Wissensvermittlung stand der Austausch untereinander im Fokus des Tages. Was deutlich wurde: Medienerziehung ist ein eigener Erziehungsbereich und funktioniert nicht nebenbei. Es braucht Raum und Zeit sowie personelle Ressourcen, um junge Menschen in diesem wichtigen Bereich fit zu machen für ihr Leben. Und so bleibt zu hoffen, dass das neue Kinder- und Jugendstärkungsgesetz bessere Schutzkonzepte nicht nur fordert, sondern auch finanziell unterstützt.