Kinderarche Sachsen e.V.
Anerkannter Träger
der freien Jugendhilfe
Mitglied im
Diakonischen Werk Sachsen
Geschäftssitz:
Augustusweg 62
01445 Radebeul
Telefon 0351/837230
info(at)kinderarche-sachsen.de
Seit einigen Jahren begegnet uns der Traumabegriff in der Kinder- und Jugendhilfe immer häufiger. Der Ruf nach traumapädagogischen Angeboten schwillt stetig an. Was hat es damit auf sich? Handelt es sich um einen neuen Modetrend in der Jugendhilfe oder haben wir es tatsächlich mit einer Realität zu tun, die wir heute aufgrund neurobiologischer Erkenntnisse anders wahrnehmen und verstehen und die ein besonderes pädagogisches Handeln erfordert?
In der Tat bestätigen verschiedene wissenschaftliche Studien, dass in den (stationären) Hilfen zur Erziehung 60 bis 80 Prozent Mädchen und Jungen anzutreffen sind, die infolge anhaltender körperlicher, sexueller oder seelischer Gewalt, schwerer Vernachlässigung, chronischer familiärer Gewalt oder durch Krieg und Verfolgung traumatisiert worden sind. 22 Prozent davon haben bereits eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTSB) ? ein schweres klinisches Syndrom ? ausgebildet. Viele fallen durch ein besonders herausforderndes Verhalten auf, sind schnell ?auf 180? und können sich nur schwer wieder beruhigen, sind aggressiv oder depressiv oder beides, neigen zu Risikoverhalten oder verletzen sich absichtlich, betäuben sich gern usw.
Aber was ist das ? ein Psychotrauma? Was bedeutet es, mit traumatisierten jungen Menschen zu arbeiten und was macht die Arbeit mit ihnen so schwierig? Sind sie tatsächlich anders als andere Kinder? Brauchen sie eine besondere Pädagogik? Wenn ja ? welche?
Der 21. Pädagogische Tag für den Bereich der Hilfen zur Erziehung am 19. Oktober widmete sich diesen Fragen. Ausgehend vom (neuro-biologischen) Verständnis, was Trauma eigentlich ist, wie es entsteht und wie es auch Jahre später noch wirkt, haben sich etwa 80 pädagogische MitarbeiterInnen der Kinderarche Sachsen gemeinsam mit zwölf Moderatoren an diesem Tag eingehend damit beschäftigt, was traumatisierte Kinder für ihre ?Heilung? ? für ihren Weg in ein selbstbestimmtes, eigenverantwortliches Leben ? brauchen.
Es heißt, Trauma sei ansteckend. Wir wissen: Der Umgang mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen ist unglaublich anstrengend und kräftezehrend, manchmal auch erschöpfend. Diese Kinder und Jugendlichen fordern uns heraus, halten uns auf Trab, oft verstehen wir sie nicht. Wie kann es uns als professionellen Erziehern gelingen, immer wieder die notwendige Stabilität und Sicherheit zu vermitteln, ohne dabei selbst den Boden unter den Füßen zu verlieren?
In sechs verschiedenen Workshops sind die Teilnehmer des Pädagogischen Tages diesen Themen nachgegangen und haben versucht, gemeinsam Antworten zu finden. Ein Fazit auf die Workshops: Der Bedarf nach einer Vertiefung des Themas ist groß. Die Kinderarche Sachsen plant deshalb, im Jahr 2017 eine AG Traumapädagogik zu etablieren, die sich mit dem Thema intensiv auseinandersetzt und Vorschläge zu traumapädagogischen Ansätzen und Konzepten für die Wohngruppen der Kinderarche Sachsen erarbeiten soll.