Kinderarche Sachsen e.V.

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Sindy freut sich über ihr Kind

26. März 2013

Als Sophien am 28. Februar, 5.32 Uhr in den Armen ihrer geschafften Mutter liegt, da kann Sindy es kaum fassen, dass ihr Baby jetzt wirklich und tatsächlich auf der Welt ist. Dass es warm und weich auf ihrem Bauch liegt und nicht mehr von innen dagegentritt. Dass es schnauft und schmatzt und duftet. Und dass es da ist. Ab jetzt und für immer. ? 16 Stunden hatte die zierliche 15-Jährige mit den Wehen gekämpft, dabei Hebammen blaue Flecken beschert, laut geschrien, beinahe aufgegeben. Aber dann ? mit vier Presswehen brachte sie ihr kleines Mädchen doch noch auf die Welt. Und war stolz, von Anfang an, auf ihr wunderschönes Kind: ?Sie ist so schön?, schwärmt Sindy auch heute ? vier Wochen nach der Geburt ? und flüstert liebevoll: ?Meine Puppe!?

Dabei war die Schwangerschaft alles andere als gewollt. Von einem schwierigen Zuhause war die Meißnerin abgehauen, schlug sich bei Freunden durch, schwänzte die Schule. Ihr 29-jähriger Freund war ein Halt in dieser unsicheren Situation. Und dann, nach einer Party, ist es eben passiert. Die beiden wollten nicht wahrhaben, dass Sindy ? selbst noch ein Kind ? tatsächlich schwanger sein könnte. Aus Angst hat die werdende Mutter den Test erst nach drei Monaten gemacht. Für eine Abtreibung war es da zu spät. Und selbst wenn noch Zeit gewesen wäre ? Sindy ist sich nicht sicher, ob sie wirklich abgetrieben hätte. ?Das Kind hat doch ein Recht, in der Welt zu sein?, sagt die junge Frau nachdenklich. ?Und es hat ein Recht, es gut zu haben in der Welt.?

Zuerst war da natürlich vor allem die Angst. Angst vor Überforderung, Angst, in der Erziehung zu versagen, Angst, keinen Rückhalt zu haben. ?Ich hatte so große Angst, nicht zu wissen, wie ich es schaffen soll?, erinnert sich Sindy. Aber dann, im September, zog sie in die Wach?sche Villa ein. ?Seitdem ich hier wohne, hat sich alles geändert?, sagt sie nun. ?Da wurde aus der Angst Freude, weil ich jetzt weiß, dass ich hier Unterstützung bekomme, dass die Menschen hier Ahnung haben und mir helfen werden.? Die letzten Monate ihrer Schwangerschaft konnte Sindy deshalb genießen und sich darauf freuen, für ihr Kind Verantwortung zu übernehmen.

Und nun, wo Sophien da ist, klein und laut und hungrig und nicht immer süß? ?Es ist schon oft anstrengend?, sagt die frisch gebackene Mutter. ?Weil ich manchmal nicht weiß, was ich noch machen soll, wenn sie schreit.? Dann ist es gut, dass sie ihr Kind auch mal abgeben kann, dass die Betreuer mit ihr gemeinsam versuchen, das Baby zu beruhigen. ? Ein Jahr lang möchte Sindy mit Sophien gern in der Wach?schen Villa bleiben und die Unterstützung in Anspruch nehmen, die sie beide brauchen. Dann hat sie vor, ihren Schulabschluss nachzuholen und eine Ausbildung zur Köchin zu machen. Denn schon jetzt kocht die 15-Jährige leidenschaftlich gern und hat den anderen Mädchen und Müttern der Wohngruppe schon leckere Speisen bereitet. In den letzten vier Wochen allerdings nicht mehr so oft. ?Sophien lässt mich einfach nicht mehr dazu kommen?, sagt die stolze Mutter und lächelt ihrem Kind liebevoll ins Gesicht.