Kinderarche Sachsen e.V.

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Vom Nesthäkchen zur Expertin im Team

26. Mai 2021

Als Sandra Hiemer vor zehn Jahren in unserer Kita ?Unterm Regenbogen? in Sebnitz anfing, da war sie eindeutig das Nesthäkchen im Team. Mit einem halben Jahr Berufserfahrung kam die damals 22-Jährige ins Haus und hat sich sofort wohl gefühlt. ?Ich wollte schon immer im Kindergarten arbeiten?, erzählt die Erzieherin, die in Sebnitz zuerst die Ausbildung zur Kinderpflegerin gemacht hatte. Und weil sie als Kind oft umgezogen ist, wollte sie nun unbedingt in Sebnitz bleiben und sesshaft werden.

Sesshaft werden, das heißt für die junge Frau jedoch keineswegs, innerlich stehenzubleiben. Schon lange war es ihr Wunsch, die heilpädagogische Zusatzqualifikation (HPZ) machen zu dürfen. Regelmäßig bietet die Kinderarche Sachsen mit einer externen Referentin diese Weiterbildung an, und für den Turnus von Sommer 2018 bis Herbst 2019 stand endlich auch Sandra Hiemer auf der Teilnehmerliste. ?Wir haben in der Familie Gehörlosigkeit, so habe ich mich mit dem Thema schon länger beschäftigt?, erklärt die junge Frau, ?aber ich wollte gern mehr wissen, um besser mit Menschen mit Beeinträchtigungen umgehen zu können.?

Ein paar Wochen war Sandra Hiemer überglücklich und freute sich auf die Weiterbildung ? dann kündigte sich unerwartet Nachwuchs an. ?Wir haben überlegt, wie wir es machen, und entschieden, dass ich während der Schwangerschaft die Weiterbildung beginne und dann eben zu einem späteren Zeitpunkt beende?, erinnert sich die inzwischen zweifache Mutter. Nach dem Start der Weiterbildung ermutigte die Gruppe sie jedoch, das Baby mitzubringen, wenn es da ist.

Gesagt, getan: Nach zwei verpassten Modulen ? kurz vor und kurz nach der Geburt ? brachte die Erzieherin ihr Neugeborenes einfach mit. ?Sie hat die ganze Zeit geschlafen, es war ein Traum?, erzählt Sandra Hiemer, die daraufhin immer zu zweit zur Weiterbildung kam. Sogar beim Abschlusskolloquium saß ihr das Baby auf dem Schoß, und während die Kleine in der Krippe eingewöhnt wurde, holte sie dann auch ihr Fremdpraktikum noch nach.

Inzwischen ist Lia zwei Jahre alt und ihre Mama als HPZ-Expertin im Team anerkannt. ?Ich habe in der Weiterbildung unglaublich viel gelernt?, erzählt sie, ?habe den Austausch geschätzt und Ideen aus anderen Einrichtungen mitgenommen und vor allem eine andere Haltung entwickelt.? Im Umgang mit herausfordernden Kindern ist sie jetzt viel ruhiger geworden, beobachtet intensiver, sucht Gründe für das Verhalten der Kinder, wartet erst mal ab, ehe sie eingreift. ?Die Ruhe überträgt sich aufs Kind?, hat sie festgestellt, ?es ist einfach wunderbar zu sehen, wie gut die Kinder in der Gruppe ankommen.?

Natürlich ist die Arbeit auch mal anstrengend, und natürlich gibt es Tage, da kommt die Erzieherin an ihre Grenzen. ?Aber ich weiß, ich kann jederzeit meine Kollegen bitten zu übernehmen, wenn ich mal nicht weiterkomme?, sagt sie. Das Kita-Team empfindet sie tatsächlich wie ein zweites Zuhause: ?Hier kennt jeder jeden, mit allen Schwächen und Stärken, man kann sich auf den anderen verlassen, zu 100 Prozent.? Sie selbst ist immer für ein Späßchen zu haben, und ihren Humor, das weiß sie, den muss man auch zu nehmen wissen?

Privat steht dieses Jahr noch eine Hochzeit an, ansonsten gibt es im eigenen Haus mit Garten immer viel zu tun. Die Hälfte der Nachbarschaft, verrät Sandra Hiemer lachend, sind ohnehin Kollegen, so dass sich immer jemand für ein Schwätzchen findet. Ob sich die Gespräche über den Gartenzaun über die Jahre wohl gewandelt haben? Nun, eines ist klar: Das Nesthäkchen im Team ist die 32-Jährige schon lange nicht mehr!